Erwachsenentaufe

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

16. Mai 2008


Eine Mutter meldet ihre vierjährige Tochter zur Taufe an. Sie sei ja selbst nicht getauft; aber die Großmutter wünsche das so dringend. Sie wolle sich auch um die christliche Erziehung kümmern. Einige Zeit später meldet sich die Mutter noch einmal. Die Tochter mit der Großmutter zusammen hätten auch ihr den Weg zum Glauben geöffnet. Sie, die Mutter, wolle auch getauft werden.

Ein Gottesdienst am Rande Berlins: ein vierzehnjähriger Konfirmand, eine junge Frau und ein rüstiger Rentner werden getauft. Unbefangen stehen die drei vor der Gemeinde, bekennen ihren Glauben und lassen sich taufen.

Die Taufe ist in jedem Lebensalter möglich. Und die Zahl der Taufen wächst. Häufig werden die Kinder im ersten Lebensjahr getauft. Das ist gut: ein unverbrüchliches Siegel für Gottes Geleit im ganzen Leben. Aber in anderen Fällen kommt es nicht dazu – aus welchem Grund auch immer. In solchen Fällen gilt: Für die Taufe ist es nie zu spät. Gottes Gnade steht für jeden Menschen offen. In jedem Abschnitt seines Lebens.

Denn die christliche Taufe ist keine Namensgebung. Mit der berühmten „Schiffstaufe“ im Film kann man sie nicht vergleichen. Es heißt nicht: Ich taufe dich auf den Namen Johanna oder Maximilian. Getauft wird auf den Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Das Taufwasser nimmt hinweg, was Menschen beschwert oder was sie aus der Vergangenheit mit sich tragen. Ein Neuanfang wird gefeiert. Mit der Taufe begründet sich die Mitgliedschaft in der Kirche.

Der Anstoß zur Taufe ist unterschiedlich. Die Großmutter regt es an. Der Dank für das Geschenk des Lebens wird wach. Später sind es die eigenen Fragen: Wie will ich leben und woran finde ich Orientierung? Ein Unfall erinnert daran, dass das Leben zerbrechlich und kostbar zugleich ist. Der Wunsch, vor dem Altar zu heiraten, macht bewusst, dass etwas fehlt. Die Absicht, in einem kirchlichen Krankenhaus zu arbeiten, erinnert daran, dass man auch innerlich dazu gehören möchte.

Die Taufe ist der Bund mit Gott für ein ganzes Leben. Von Gott empfange ich eine Würde, die mir niemand rauben kann. Der Wert meines Lebens hängt nicht von meiner Nützlichkeit für andere ab. Das Leben ist uns als Gabe geschenkt. Als Aufgabe haben wir es jeden Tag zu bestehen. Das gelingt uns nicht aus eigener Kraft. Deshalb ist es gut, sich Gott anzuvertrauen und unter seinen Segen zu treten. Auf eine solche Kraftquelle kommt es an.