Lebensmittelpreise

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

18. April 2008


Die Berliner Zionskirchengemeinde eröffnet eine weitere Ausgabestelle für Lebensmittel. Sie schließt sich damit der Aktion „Laib und Seele“ an. Das ist eine gemeinsame Initiative des rbb, der Berliner Tafel und der christlichen Kirchen. Zu einem symbolischen Betrag erhalten Berlinerinnen und Berliner, die darauf angewiesen sind, Lebensmittel. Diese Hilfe wird dringend gebraucht. Aber in unserer Stadt braucht Gott sei Dank niemand zu hungern.

Anders sieht es in Haiti, Ägypten oder Indonesien aus. Dort gehen Menschen auf die Straße, um gegen steigende Lebensmittelpreise zu protestieren. Mehrfach kam es schon zu gewaltsamen Ausbrüchen. Millionen von Menschen sind vom Hunger bedroht. Auch in Deutschland müssen alle tiefer in die Tasche greifen. Für Hartz-IV-Empfänger sind die Preissteigerungen bedrohlich.

Bisher haben wir von preiswerten Früchten und Rohstoffen profitiert. Die Globalisierung erleichtert unser Leben durch preiswerte Computer oder billige Kleidung. Doch sie macht uns auch mitverantwortlich für menschenwürdige Lebensverhältnisse in den armen Ländern dieser Welt. Deshalb ist die Frage wichtig, ob die Bedingungen, unter denen solche Produkte hergestellt wurden, eigentlich fair sind.

In Brasilien wurden riesige Regenwaldflächen für die Herstellung von Biosprit gerodet. Noch riesigere aber für die Fleischproduktion. In China und Indien bringt der wachsende Wohlstand mehr Milch und Fleisch auf den Tisch. Wenn heute Getreide oder Mais angebaut wird, werden gewaltige Mengen Kunstdünger eingesetzt. Das verschlingt Energie. Jedesmal, wenn der Ölpreis steigt, steigt deshalb auch der Preis für Getreide. Ausgedehnte Dürren kommen noch hinzu. All das treibt die Preise in die Höhe.

Lebensmittel kann es für alle geben; aber sie sind für viele unerschwinglich. Gerade die Entwicklungsländer müssen in die Lage versetzt werden, sich selbst zu versorgen. Dafür brauchen auch Kleinbauern, Fischer und Landlose wirksame Unterstützung. Denn das stärkt die Eigenversorgung.

Essen und Trinken sind für das Überleben eines Menschen zentral. Aber ebenso bedeutsam ist Gerechtigkeit. Wenn es genug zu essen gibt, die Menschen es aber nicht bezahlen können, wird die Axt an die Wurzel des Zusammenlebens gelegt. Wo Menschen Gerechtigkeit widerfährt, ist der Frieden Gottes nahe. Mitarbeit bei der Aktion „Laib und Seele“ ist ein konkreter Beitrag zur Gerechtigkeit. Der Einsatz für Hilfsaktionen wie „Brot für die Welt“ ein anderer. Dieses Projekt der evangelischen Kirche wird in diesem Jahr übrigens fünfzig Jahre alt. Wenn es um Gerechtigkeit geht, braucht man einen langen Atem.