Bischofswort auf RBB 88ACHT zum Thema Irak

Wolfgang Huber

05. April 2008


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Die Lage im Irak zieht wieder unsere Aufmerksamkeit auf sich; das ist auch nötig.

Irakische Mütter wachen nachts schweißgebadet auf. Sie verfolgt der Alptraum, dass sie mit ihren Kindern auf dem Gemüsemarkt einkaufen, während ein Selbstmordattentäter seinen Sprengstoffgürtel zündet.

Viele tausend Kilometer weiter westlich werden nachts irgendwo auf einem Militärflughafen in den USA Zinksärge mit getöteten Soldaten ausgeladen. Ihren Müttern, Frauen und Kindern bleiben die Verzweiflung und eine Entschädigungszahlung der Regierung.

Als vor fünf Jahren die „Operation Iraqui Freedom“ begann, sollte sie die Befreiung von der Diktatur Saddam Husseins bringen. Das Ende der Diktatur wurde erreicht, Gott sei Dank. Doch ein Ende des Krieges ist nicht absehbar. Vier Millionen Iraker sind auf der Flucht. Vor allem in Syrien und Jordanien suchen sie eine sichere Bleibe und hoffen, bald wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Als der Krieg im April 2003 begann, lebten noch etwa 1,5 Millionen Christen im Irak. Inzwischen hat die Hälfte von ihnen das Land verlassen. Was ihnen widerfährt, gleicht ethnischen Säuberungen und Völkermorden an anderen Orten. Christen geraten in die Gefahr, Opfer politisch motivierter Gewalt zu werden. Sie werden als Kollaborateure angesehen, da die multinationalen Militärtruppen aus christlich geprägten Ländern stammen. Zudem versuchen  Extremisten, sie mit Gewalt zum Übertritt zum Islam zu zwingen. Es gibt kaum Hoffnung, dass sie jemals zurückkehren werden.

Es geht nicht darum, das Leid der Christen gegen das Leid der Kurden und aller anderen, die unter der Diktatur von Saddam Hussein gelitten haben, aufzurechnen. Wer das heutige Unrecht kritisiert, beschönigt damit nicht das Regime Saddam Husseins.

Um eine Diktatur zu beenden, müssen politische Mittel gefunden werden. Der vermeintlich gerechte Krieg gegen den Irak hat keinen gerechten Frieden gebracht. Amnesty International und andere Hilfsorganisationen beschreiben die Lage im Land als desaströs, Hunderte von Menschen werden jeden Monat getötet.

Daher bleibt es besonders wichtig, auf die Veränderung der Lage im Irak zu drängen. Es muss das Ziel bleiben, dass im Irak selbst die Menschenrechte geachtet werden, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit. Die Flüchtlinge müssen  die Chance auf Rückkehr in ihre Heimat  erhalten und Zugang zu einem Leben in Frieden und Würde finden. Die Erstaufnahmeländer im Nahen Osten brauchen für ihre Bemühungen Unterstützung. Aber auch die Staaten der Europäischen Union und wir in Deutschland sollten uns zur Mitverantwortung bekennen und ein Flüchtlingskontingent aufnehmen. Für den Frieden im Irak einzutreten und Flüchtlinge hier aufzunehmen, steht jetzt zugleich an.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Bleiben Sie behütet!