Eisernes Kreuz

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

14. März 2008


Leider ist es wahr: Der Frieden ist nicht selbstverständlich. Immer wieder neu stellt sich die Aufgabe, ihn zu wahren, zu fördern und zu erneuern. Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr nehmen diese Aufgabe stellvertretend für uns alle wahr. Die Bundeswehr ist ein Teil unserer demokratischen Ordnung. Sie ist an der Menschenwürde, der Gewissensfreiheit und dem Schutz der Grundrechte ausgerichtet; das gehört zu ihren Qualitätsmerkmalen. Der wachsende Umfang von Auslandseinsätzen schafft auch wachsende Probleme. Das erfordert hohen Einsatz, wie ich bei einem Besuch im Kosovo deutlich erlebt habe. Wie kann der dankbare Respekt für diesen hohen Einsatz zum Ausdruck kommen?

Reinhard Beck, der Vorsitzende des Reservistenverbands der Bundeswehr, hat kürzlich vorgeschlagen, den besonderen Mut oder die herausragende Tapferkeit von Soldaten mit einem Orden in Form des Eisernen Kreuzes zu würdigen. Schnell ist die Debatte darüber in Gang gekommen. Bedenken wurden laut; aber auch Zustimmung wurde geäußert.

Der Gedanke, gegenüber Soldatinnen und Soldaten eine besondere Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen, ist richtig. Denn sie geben viel. Junge Familienväter können zum Weihnachtsfest nicht bei Ihren Kindern und ihrer Frau sein, weil sie im Kosovo Dienst tun müssen. Und im schlimmsten Fall kann es um Leib und Leben, gehen.

Mir liegt daran, dass wir in solchen Fragen bedachtsam und klar vorgehen. Was nicht in Frage kommt, ist eine Verklärung des Soldatentodes. Von Märtyrern wollen wir in einem solchen Zusammenhang nicht reden. Zu einer solchen Verklärung wurde früher auch der christliche Glaube missbraucht. Der Tod der Soldaten im Feld wurde sogar mit dem Tod Jesu am Kreuz verglichen. Dafür wurde in Kriegszeiten auch ein Wort Jesu in Anspruch genommen. Jesus verabschiedet sich im Johannesevangelium von seinen Jüngern und sagt: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Das wandte man auf die Soldaten an. Aber es gibt keine Parallele zwischen dem Tod Jesu am Karfreitag und dem Tod im Krieg. Es gibt keinen Grund, den Tod durch Waffengewalt zu verherrlichen. Dieser Tod muss verhindert werden, wo immer das geht.

„Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ Mit diesem biblischen Segenswort schließt der evangelische Gottesdienst, auch am Karfreitag und an den Ostertagen, die vor uns liegen. Der Friede Gottes ermutigt uns zum Frieden unter den Menschen. Dafür sollen wir eintreten – in Berlin, im Kosovo oder in Afghanistan. Wer das tut, hat einen Orden verdient.