Freiheit

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

07. März 2008


Wieder haben einige wenige dazu beigetragen, ein allgemeines Vorurteil zu schüren. Muslime, so heißt dieses Vorurteil, können mit unserer Freiheit nicht umgehen.

Der Vorgang ist ärgerlich genug. Die Ausstellung der dänischen Künstlergruppe „Surrend“ im Bezirk Tiergarten musste vorübergehend geschlossen werden. Die Künstler betreiben auf Postern und Plakaten politische Satire. Gegen eines der ausgestellten Plakate erhob eine Gruppe von Muslimen Protest. Empörung wurde laut, Gewaltdrohungen wurden ausgesprochen, auch das Gespräch mit einem Imam brachte keine Entspannung.

Wir können nicht zulassen, dass der Widerspruch gegen ein Kunstwerk mit Gewaltdrohungen verbunden wird. Jeder ist frei darin zu erklären, ob ein Plakat ihm gefällt oder nicht. Aber Gewalt ist ausgeschlossen. Aber die Verantwortlichen hatten zunächst keine Wahl. Sie mussten reagieren.

Der Protest war außerdem auch noch grundlos. Denn antimuslimisch war das Plakat bestimmt nicht. Auch wenn die Künstler aus Dänemark kommen. Aus dem Land, in dem vor zwei Jahren Karikaturen veröffentlicht wurden, die gewalttätige Proteste zur Folge hatte.

Inzwischen ist die Ausstellung wieder geöffnet. Die Debatte über die ausgestellten Plakate wird hoffentlich in ziviler Form stattfinden. Manches Kunstwerk irritiert; ja Kunst kann auch verletzen. Trotzdem dürfen die Religionsfreiheit und die Freiheit der Kunst nicht gegeneinander ausgespielt werden. Beide sind Kinder der Freiheit. Beide müssen sich entfalten können; Drohung und Gewalt vertragen sich damit nicht Bedrohung.

Weltweit sehen das die meisten Muslime genauso. Das Forschungsinstitut Gallup hat das gerade bestätigt. Die Meinungsforscher haben 50.000 Muslime in 35 vorwiegend islamischen Ländern befragt. Sie wollten wissen, was Musliminnen und Muslime über die Demokratie denken oder über Frauenrechte, wovon sie träumen und was sie fürchten. Das Ergebnis lässt aufmerken: Demokratie und Menschenrechte stehen ganz oben auf der Liste dessen, was Muslime weltweit bei uns bewundern. „Sie wollen unsere Freiheit“ – so heißt die Bilanz dieser Studie. Daran sollten wir anknüpfen; diese Haltung sollten wir stärken, wo immer wir können. Diejenigen, die mit Gewalt drohen, müssen merken, dass sie damit allein sind. Freiheit verträgt sich nicht mit Gewalt. Darüber müssen wir miteinander reden. Dann werden wir alle gemeinsam gewinnen.