Brief an Karl Kardinal Lehmann

Wolfgang Huber

15. Januar 2008


Hochverehrter Herr Kardinal, lieber Bruder Lehmann,

soeben erreicht mich die Nachricht, dass Sie Ihr Amt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz niederlegen werden. Mit außerordentlichem Bedauern, doch zugleich mit tiefem Respekt und mit großem Verständnis nehme ich die Gründe wahr, aus denen Sie sich zu diesem Schritt entschlossen haben. Ich sende Ihnen auch auf diesem Weg meine herzlichen Genesungswünsche.

Noch ist Ihr Rücktritt nicht vollzogen; und es ist gut zu wissen, dass Sie Ihre Ämter als Bischof von Mainz und als Mitglied des Kardinalskollegiums wie der Bischofskonferenz weiter wahrnehmen werden. Deshalb ist dies auch nicht der Zeitpunkt einer umfassenden Würdigung, sondern eher ein Augenblick des dankbaren Innehaltens. Dabei will ich persönlich wie für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hervorheben: Ihr Wirken als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war ein großes Geschenk nicht nur für die katholische Kirche in unserem Land, sondern für die Gemeinschaft der Christen und der Kirchen, ja für unser Land insgesamt.

Voller Dankbarkeit blicke ich dabei insbesondere auf Ihr Wirken in der Gemeinschaft der Kirchen. Ihr ökumenisches Wollen und Ihre ökumenische Weitsicht haben die Zusammengehörigkeit der Christen in unserem Land und das Miteinander unserer Kirchen gestärkt.  Ich bin besonders froh darüber, dass wir immer wieder Gelegenheit dazu hatten, die gemeinsame Bindung an Jesus Christus als den Herrn der Kirche und an das Zeugnis der Heiligen Schrift als Grundlage auch für das Wirken der Kirche in der Öffentlichkeit zu bekräftigen. Ich denke dabei an ökumenische Gottesdienste, in denen wir zusammenwirkten, oder an unser gemeinsames Buch zur Auslegung des Johannesevangeliums. Ich danke Gott für die ungewöhnliche Ausstrahlung, die Sie Ihrem Amt gegeben haben, wie für unsere persönliche Verbundenheit über viele Jahre. Und ich freue mich auf die Gelegenheit, auch weiter mit Ihnen zusammenzuwirken. Besonders dankbar habe ich wahrgenommen, dass Sie beim Abschied aus dem Amt des Vorsitzenden der Bischofskonferenz Ihr fortdauerndes ökumenisches Engagement deutlich hervorgehoben haben. Es ist mein herzlicher Wunsch, dass der ökumenische Geist, den Sie repräsentieren, auch weiterhin bestimmend sein kann.

Die Verheißung, die über dieser Woche steht, möge Ihnen persönlich gelten: „Über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ (Jesaja 60,2)
In sehr herzlicher und dankbarer Verbundenheit grüßt Sie

Ihr

Bischof Dr. Wolfgang Huber