Einheitsdenkmal

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

02. November 2007


An Denkmälern ist in Berlin kein Mangel. Königen sind sie gewidmet und Generälen, Wissenschaftlern und Künstlern. Zu Recht entstanden in jüngster Zeit Erinnerungsorte, die mit der dunklen Geschichte unseres Landes zu tun haben. Das Holocaust-Mahnmal oder die Topographie des Terrors sind Beispiele dafür.

Unsere Stadt braucht aber auch eine lebendige Erinnerung an den Weg zu Einheit und Freiheit. Deshalb können wir den 17. Juni 1953 in unserem Stadtbild wahrnehmen, den Tag des Aufstands gegen die SED. Aber ebenso wichtig ist, dass wir den Weg zu Einheit und Freiheit im Gedächtnis behalten. Am 9. November wird der Bundestag über ein Denkmal entscheiden, das ihm gewidmet ist. Die Entscheidung hat großes Gewicht. Sie soll an dem Tag fallen, an dem der Fall der Mauer 18 Jahre zurückliegt. In diesem Denkmal soll gewürdigt werden, was Menschen taten, die zum Aufbegehren bereit waren: als Bürgerrechtler und Umweltschützer, in Oppositionsgruppen und kirchlichen Initiativen. In den Friedensgebeten verpflichteten sie sich immer wieder darauf: „Keine Gewalt!“ Die Demonstranten im Herbst ’89 hielten Kerzen in der Hand, nicht Pflastersteine. Eine Revolution mit einem Friedenslicht. Darauf können wir stolz sein. Das gab es noch nie in Deutschland.

Richard Schröder tritt unermüdlich für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal ein. Der Theologieprofessor war 1990 Vorsitzender der SPD-Fraktion in der ersten frei gewählten Volkskammer. Er hat Recht: Wir brauchen die Erinnerung an die friedliche Revolution 1989 und an die Wiedervereinigung 1990. Unser Volk kann nicht nur aus seinem Versagen Orientierung gewinnen. Wir wollen den Weg zur Einheit in Freiheit im Gedächtnis behalten. Wir brauchen die Ermunterung, unser Land zu gestalten. Und an der Demokratie mitzuwirken. Denn eine Nation wird durch zweierlei geprägt: Durch die gemeinsame Erinnerung und durch den Willen zu einer gemeinsamen Zukunft.

An welchem Ort soll das neue Denkmal stehen? Das Brandenburger Tor und der Checkpoint Charly werden genannt. Auf dem Alexanderplatz wurde am 4. November 1989 der Übergang zur Freiheit gefordert. Vor dem Reichstag wurde am 3. Oktober 1990 die Einheit gefeiert. Für jeden dieser Orte gibt es gute Gründe.

Aber auch an die Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße kann man denken. Hier stand die Versöhnungskirche mitten im Mauerstreifen. 1985 wurde sie gesprengt, um Fluchtversuche aus der DDR besser verhindern zu können. Die neu errichtete Kapelle auf dem ehemaligen Todesstreifen heißt „Kapelle der Versöhnung“. Neben ihr hätte das Freiheits- und Einheitsdenkmal einen guten Platz.