Fußball von seiner weiblichen Seite

Wolfgang Huber

05. Oktober 2007


Haben Sie den Fußball schon einmal von seiner weiblichen Seite betrachtet? Wenn nicht, dann wird es höchste Zeit. Der letzte Sonntag hat in dieser Hinsicht die Welt verändert. Jedenfalls für mich. Ich war hingerissen von dem Weltmeisterschaftserfolg der deutschen Frauen. Mir ging es wie Minister Schäuble. Als das Endspiel gegen Brasilien mit 2:0 zu Ende ging, war ich fix und fertig. So hatte ich mitgefiebert.

Das weltweite Interesse an den Fußball-Damen nimmt zu. Das kann man auch in Berlin merken. Die Frauen und Mädchen des Frauen-Fußball-Clubs Berlin 2004 verabredeten sich am letzten Sonntag kurz entschlossen dazu, das Endspiel gemeinsam anzuschauen. Auch das tat dem Interesse für den Frauenfußball gut. Denn es wurde sogar von CNN bemerkt. Falls die nächste Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland stattfindet, werden vielleicht auch Spielerinnen des FFC Berlin zur Nationalmannschaft gehören. Für das Finale fände ich das Olympiastadion genau den richtigen Ort.

Bisher ist Potsdam vorn. Zusammen mit der großartigen Torhüterin Nadine Angerer vertreten Anja Mittag und Babett Peter von Turbine Potsdam unsere Region in der Nationalmannschaft. Da aber der größte Fußballverein Berlins den wunderschönen Frauennamen Hertha trägt, wird der Frauenfußball sicher auch in Berlin weitere Unterstützung finden.

Vor einigen Jahrzehnten schuf der Maler Reinhold W. Timm ein Maskottchen für Hertha BSC. Er hielt sich nicht an die Vorstellung, Hertha sei "die alte Dame von der Spree"; er wählte vielmehr eine flotte junge Dame als Maskottchen. Es gab sie als eine Art Barbie-Puppe; man konnte sie aber auch als Schlüsselanhänger kaufen. Lächelnd sitzt sie auf einem Fußball.

Heute sitzen Frauen nicht mehr auf dem Fußball. Sie sind nicht das Begleitpersonal der Fans. Sie schreiben selbst Fußballgeschichte. Eine Mannschaft, die ein ganzes Weltmeisterschaftsturnier ohne Gegentor bewältigte, gab es noch nie.

Die Frauen kommen. Ich weiß, wovon ich rede. In der evangelischen Kirche tun inzwischen zahlreiche Frauen als Pfarrerinnen Dienst. Lange mussten sie um die Gleichberechtigung kämpfen; aber sie haben es geschafft. Und uns tut das gut.

Jesus durchschaute übrigens die Machtansprüche von Männern. Es ist sicher kein Zufall, dass Frauen als erste sein leeres Grab entdeckten. Auch deshalb bleibt mir eine Religion fremd, in der Männer mit ihren Regeln die Frauen hinter den Vorhang von Kopftüchern zurückweisen. Wir Männer können von Frauen nämlich viel lernen.