Pfingsten

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

25. Mai 2007


Pfingsten gehört zu den großen Festen im Kirchenjahr. Ich gebe zu: Das Kommen des Geistes ist nicht so leicht anschaulich zu machen wie das Wunder der Geburt in der Krippe. Aber es ist nicht weniger wichtig. Auch das Kommen des Geistes ist eine Wende zum Leben.

Wie viele Auseinandersetzungen, die uns in diesen Tagen beschäftigen, gelten in Wahrheit der Frage nach dem richtigen Geist! Oft ist uns gar nicht bewusst, dass es darum geht, die Geister zu scheiden! An Pfingsten können wir uns das bewusst machen.

In diesen Tagen trauern wir um die deutschen Soldaten, die bei ihrem Einsatz für den Frieden in Afghanistan ums Leben kamen. Und wir fragen uns: Darf für den Frieden das Leben junger Menschen riskiert werden? In Berlin wird sogar ein Denkmal geplant, das den deutschen Soldaten gewidmet ist, die im Einsatz für den Frieden ihr Leben ließen.

In wenigen Tagen wird das Gipfeltreffen der G8-Staaten in Heiligendamm alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Große Fragen drängen sich dabei auf: Geschieht genug zur Bekämpfung der Armut in der Welt, ganz besonders in Afrika? Und wird das Drama der Klimakatastrophe noch rechtzeitig erkannt? Erfolgen ausreichend mutige Schritte? Oder regiert der kurzfristige Eigennutz? Sind wir bereit, unseren Lebensstil zu ändern, damit unsere Kinder und Enkel eine gute Zukunft haben?

Im einen wie im andern Fall geht es um den Geist, der über uns herrscht. An Pfingsten geht es um den Geist des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Es geht um den Geist des Friedens, der aller Gewalt entgegentritt und die Zwietracht überwindet.

Wir brauchen diesen Geist, damit wir nicht in Kleinmut, wechselseitiger Abgrenzung und Alltagssorgen versinken. Das Pfingstfest lehrt, dass die Offenheit der Menschen für Gott das Verstehen untereinander ermöglicht. In der Bibel heißt es darum: Gottes Geist weht, wo er will.
 
An diesem Wochenende wird wieder in Kreuzberg ein Karneval der Kulturen gefeiert. Eindrucksvoll wird er die Vielfalt der Sprachen und Kulturen in unserer Stadt zeigen. Aber was die Kultur in Europa und unsere Wertegemeinschaft prägt, braucht inmitten dieser Vielfalt auch einen eigenen Ort. Sichtbar wird es beispielsweise in den mehr als 130 christlichen Kirchen, die in der Nacht von Pfingstsonntag zu Pfingstmontag geöffnet sind. Die „Nacht der offenen Kirchen“ lädt mit einem vielfältigen Programm, mit Lesungen und Konzerten, mit Andachten und Kirchenführungen zu einem Besuch ein. Auch für Sie, liebe Leserinnen und Leser, ist das eine gute Idee. Trauen Sie Ihrer Neugierde!