Gewalt am 1. Mai / Walpurgisnacht

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

27. April 2007


Es war leider kein „Aprilscherz“. Am 1. April wurde über schwere Ausschreitungen in Friedrichshain berichtet. Rohe Gewalt, brennende Autos und massiver Polizeieinsatz – all das war bitterer Ernst. Am 1. Mai ist man in Berlin solche Nachrichten schon gewohnt. Aber an die Gewalt kann man sich niemals gewöhnen. Man sollte es jedenfalls nicht!

Vor zwanzig Jahren eskalierte die Gewalt zum ersten Mal. Es geschah in Kreuzberg. Am Rand eines friedlichen Straßenfestes am Lausitzer Platz ging es los. Große Sachschäden, wachsende Verunsicherung, unbegreifliche Verrohung greifen seitdem Jahr für Jahr um sich. Was geht in den Köpfen und in den Seelen von Menschen vor, die besinnungslos um sich schlagen?

In diesem Jahr wird zum 1. Mai wieder eine Steigerung der Gewalt befürchtet. Der 20. Jahrestag gilt als ein Grund. Der bevorstehende G8-Gipfel der führenden Industrienationen in Heiligendamm wird genannt.

Schiere Zerstörungswut ist kein Argument. Im Gegenteil: Sie zerstört alles, auch jedes Argument. Wer beispielsweise mit Gewalt für den Klimaschutz oder gegen die Globalisierung demonstrieren will, fügt auch diesen Anliegen schweren Schaden zu. Der 1. Mai ist kein Trainingsdatum für gewaltbereite Demonstranten!

Wir müssen uns dagegen wehren, dass wichtige Themen von Gewalttätern missbraucht werden. Die Folgen der Globalisierung oder der Klimaschutz haben eine ernsthafte Auseinandersetzung verdient. Das wichtigste Thema des 1. Mai ist die Zukunft der Arbeit. Den Gewerkschaftskundgebungen an diesem Tag geschieht Unrecht, wenn sie durch Gewaltausbrüche aus den Schlagzeilen verdrängt werden.

Viele freuen sich in diesen Tagen auf das Blütenmeer in Britz. Erich Kästner nennt den Mai den „Maler des Kalenders“; denn kein anderer Monat hält schönere Farben bereit. Manche verbrämen den „Tanz in den Mai“ zu einer pseudoreligiösen „Walpurgisnacht“-Party. Als ob sie die hellen Farben des Frühlings nicht aushalten könnten!

Für den christlichen Glauben ist die aufblühende Natur ein Sinnbild für den Sieg des Lebens über den Tod. Sie gehört zur Osterzeit. Sie regt an zur Dankbarkeit und zum Lob des Schöpfers.

Wie die Blüte sich zur Frucht entwickelt, soll auch menschliches Handeln sinnvoll und fruchtbar sein. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“ Gewalt gehört nicht dazu. Das steht eindeutig fest. Wir alle können in den nächsten Tagen zeigen, dass wir mit Gewalt nichts am Hut haben.

Freundliches Entgegenkommen ist eine gute Alternative.