Moscheebau in Pankow

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

05. Januar 2007


Mehr als drei Millionen Menschen wohnen in Deutschland, die aus muslimisch geprägten Ländern stammen. Wie viele von ihnen Muslime sind, weiß niemand genau. Denn eine klare Registrierung gibt es nicht. Aber in jedem Fall ist der Islam inzwischen nach dem Christentum die zweitgrößte Religion in unserem Land. Die Mehrheit der Muslime in Deutschland ist um Integration bemüht; die allermeisten bejahen unsere Demokratie. Es gibt viele Beispiele für gute Nachbarschaft. Doch Grund zur Sorge besteht dort, wo sich muslimische Gruppen abschotten und eine Vorstellung von islamischem Recht vertreten, die mit unserem Grundgesetz nicht vereinbar ist. 

Beunruhigung über die Entwicklung des Islam knüpft sich an unterschiedliche Anlässe. Auch ein Moscheebau kann ein solcher Anlass sein. Nun wird die erste Moschee im Ostteil Berlins gebaut. Bürgerinitiativen gegen das Vorhaben scheiterten. Baurechtlich war nichts zu beanstanden. So wurde die Baugenehmigung erteilt. Am Dienstag dieser Woche legte die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde in Pankow den Grundstein.

Wir leben in einem freien Land. Die Religionsfreiheit ist ein unaufgebbarer Teil unserer Freiheit. Sie gilt nicht nur für Christen oder für Atheisten. Sie gilt für Juden, Muslime oder Buddhisten ebenso. Auch sie haben das Recht, Gebäude zu errichten, um ihren Glauben zu praktizieren.

Wer sich auf die Religionsfreiheit beruft, muss aber auch die anderen Aussagen unserer Verfassung akzeptieren. Die Gleichbehandlung von Mann und Frau gehört ebenso dazu wie die Freiheit, die Religion zu wechseln. Keine Religion kann Gewalt rechtfertigen. Auch dieses klare Bekenntnis ist notwendig.

„Klarheit und gute Nachbarschaft“ wollen wir im Verhältnis zwischen den Religionen und Kulturen in unserem Land. So hat es die Evangelische Kirche in Deutschland gerade für das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen beispielhaft beschrieben. Dazu ist es wichtig, sich kennen zu lernen. Die Ahmadiyya ist in Deutschland weithin unbekannt, obwohl die erste Moschee, die in Deutschland überhaupt gebaut wurde, bereits von dieser Glaubensrichtung stammt. Das war auch in Berlin, nämlich in Wilmersdorf. Seit achtzig Jahren steht diese Moschee bereits. Aber die Ahmadiyya ist trotzdem unbekannt. Warum ihre neue Moschee in Pankow stehen soll, hat bisher noch niemand erklärt. Angehörige dieser Glaubensrichtung gibt es dort nicht. Klarheit ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Vertrauen möglich wird. Informationen sind an der Zeit, auf die man sich verlassen kann. Sie fehlen bisher; daraus entsteht Misstrauen. Jesus würde sagen: „Eure Rede sei Ja Ja, Nein Nein – was darüber ist, das ist vom Übel.“