Darf man frohe Weihnachten wünschen?

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

22. Dezember 2006


Darf man einander frohe Weihnachten wünschen? Sind fröhliche Weihnachten überhaupt denkbar? Für die Frau etwa, die ungewollt ein Kind erwartet? Oder für den Mann, der das Jahr über nur vergebliche Bewerbungen geschrieben hat? Oder für den Krebskranken, der sich vor den nächsten Therapien fürchtet? Heute, zwei Tage vor Weihnachten, sind keineswegs alle fröhlich. Wird das übermorgen anders sein?

Wie war es beim ersten Weihnachtsfest? Maria, hochschwanger, und Josef, hoch bemüht, suchen einen Raum zum Übernachten. Ungewissheit herrscht. Bei Joseph auch darüber, was er von dem Kind halten soll. War Maria etwa mit dem Kind eines anderen schwanger? Joseph hatte Marias Aussage akzeptiert: Das Kind war eine Schickung Gottes. Er wollte alles tun, um für das Kind ein guter Vater zu werden. Aber so? Unterwegs, ohne feste Unterkunft? Schließlich ist der Dank für das schlichte Dach über dem Kopf stärker als der Ärger über den dunklen und zugigen Stall.

Frohe Weihnachten können wir wünschen, weil das Licht dieses Festes auch in die Dunkelheit hineinleuchtet. Der Stall bleibt ein Stall, aber genau dort wird Jesus geboren. Unsere Sorgen bleiben berechtigt; aber wir sehen sie in einem neuen Licht. Mühe hält auch das neue Jahr bereit; aber Menschen stehen uns zur Seite, die es gut mit uns meinen. Das versprechen wir an Weihnachten, wenn wir sagen: „Frohe Weihnachten“.

Manche fangen an, den Weihnachtswunsch zu unterdrücken und nur „gute Festtage“ oder einen „guten Rutsch“ wünschen. Sogar der amerikanische Präsident begnügt sich mit „jahreszeitlichen Grüßen“. Deutsche Politiker tun es ihm inzwischen gleich. Doch die Zeit, in der vom „Winterfest“ oder von „geflügelten Jahresendfiguren“ die Rede war, ist vorbei. Gott sei Dank! Die Rücksicht auf diejenigen, die keine Christen sind, verpflichtet uns nicht zu solchen Verrenkungen. Muslime jedenfalls würden über solche Zaghaftigkeit nur lachen. Sie lassen jeden wissen, dass sie den Ramadan feiern, und erwarten unseren Gruß zum Fastenbrechen. Deshalb dürfen, ja sollen auch wir über die eigenen Wurzeln reden. Weihnachten zu verschweigen und es trotzdem zu feiern – das ist offenbar daneben. 

Mein Weihnachtswunsch heißt übrigens nicht nur: „Frohe Weihnachten“. Ich wünsche allen, denen ich in diesen Tagen begegne, ein „gesegnetes Weihnachtsfest“. Warum sollten wir uns nicht wünschen, dass Gott uns begleitet und uns die Richtung zeigt?

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich deshalb von Herzen frohe und gesegnete Weihnachten!