Halloween

Wolfgang Huber - Kolumne in der BZ

27. Oktober 2006


Halloween breitet sich auch in Deutschland aus. Immer mehr Gruselfreunde finden Gefallen an diesem Fest. „Süßes oder Saures“ - so lautet der Schlachtruf der Kinder, die als Hexen, Geister oder Skelette verkleidet am Vorabend des 1. November durch die Wohngebiete ziehen. Die Bewohner der Häuser kaufen sich frei, indem sie den kleinen Monstern schleunigst eine Handvoll Leckereien aushändigen. Wer sich nicht auslöst, muss damit rechnen, das Opfer übler Streiche zu werden.

Die Reaktionen auf Halloween sind unterschiedlich. Die einen sprechen von einem fantasievollen Spiel, andere von dümmlichem Mummenschanz. Fest steht, dass der Gruselboom die Herzen von Geschäftsleuten höher schlagen lässt. Marketingfachleute haben es geschafft, ihre Schauerprodukte unter die Leute und vor allem an die Kinder zu bringen. Ein Heidenspaß! Schaufenster und Regale lassen sich damit trefflich füllen.

Von Jesus wird berichtet, dass er im Jerusalemer Tempel die Tische und Stände der Händler umstürzte, die dort während des Passafestes ihre Umsätze machten. Er wollte nicht, dass der Tempel zur „Räuberhöhle“ wurde. Die Tempelhändler mögen sich darüber geärgert haben. Aber Jesus ging es darum, dass der Wunsch nach Umsatz nicht über die Seele der Menschen herrscht.

Halloween ist kein christliches Ereignis. Es wird in der Kirche auch nicht gefeiert. Die Vorstellung, dass die Geister Verstorbener als böse Geister wiederkehren, verträgt sich nicht mit dem christlichen Glauben. Für ihn sind die Verstorbenen bei Gott geborgen; sie brauchen nicht umherzugeistern. Der evangelischen Kirche ist auch nicht gleichgültig, dass dieses Spektakel ausgerechnet am 31. Oktober über das Land der Reformation hereinbricht. Wir können den Reformationstag nicht zugunsten  einer Gruselparty aufgeben. Denn die Reformation hat den Menschen zur Klarheit verholfen und die Freiheit des Glaubens erneuert.

Am Anfang stand ein widerborstiger Mönch, der mit handfesten Interessen in Konflikt geriet. „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“ - mit diesem Slogan zogen Ablasshändler zu Luthers Zeiten den Menschen das Geld aus den Taschen. Luther widersprach der Auffassung, dass der Mensch sein Heil kaufen könne. Er rief seine Kirche zur Umkehr. Dem dienten die 95 Thesen, die am 31. Oktober 1517 an der Tür der Wittenberger Schlosskirche zu lesen waren. Er rief die Kirche zu ihrem Ursprung und erneuerte sie – eine Kirche der Freiheit. Luther gab den Anstoß. Viele Menschen nahmen den Ball auf und spielten ihn weiter. Bis zum heutigen Tag. Das zu feiern ist besser als Halloween.