Kapelle im Berliner Olympiastadion

Wolfgang Huber - Beitrag in der BZ

19. Mai 2006


Rechtzeitig vor der Fußball-WM ist es so weit. Im Herzen des Berliner Olympiastadions weihen wir morgen eine Stadionkapelle ein. Ein Andachtsraum in einer Sportarena ist ungewöhnlich. In Deutschland gibt es das bisher nur „auf Schalke“. Aber nun auch in Berlin! Auch das zeigt eine neue Offenheit für die Frage nach Gott und für den Glauben an ihn.

Die Kapelle liegt zentral; die Sportler kommen auf dem Weg zum Spielfeld an ihr vorbei. Wenn sie auf den Eingang zugehen, lesen sie an den tiefroten Außenwänden den Bibelvers „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“

Der Vers fragt alle, die eintreten: Würdest du für einen Sieg wirklich alles tun? Würdest du unfair spielen, betrügen oder sogar einen anderen vorsätzlich verletzen?

Diese Fragen stellen sich nicht nur Sportlerinnen und Sportlern, sie gelten in allen Lebensbereichen. Durch das Prinzip der Fairness haben christliche Werte in den Sport Eingang gefunden haben. Aber die Achtung des andern, die Rücksichtnahme auch im Wettkampf oder die Unparteilichkeit jedes Richters, nicht nur des Schiedsrichters: das alles gilt auch über den Sport hinaus.

Für Sportlerinnen und Sportler ist es wichtig, einen Raum zu haben, in dem sie sich mit ihrer Hoffnung auf Sieg wie mit ihrer Angst vor einer Niederlage Gott anvertrauen können. In der neuen Kapelle finden sie Ruhe und können im Gebet Kraft und Hoffnung schöpfen. In den nächsten Wochen werden hier Spieler aus vielen Ländern der Welt innehalten.

Das Innere der Kapelle hat die Form eines Ovals. Die Wände schimmern golden. Auf ihnen stehen Bibelworte in achtzehn verschiedenen Sprachen. Sie machen deutlich: Gott redet zu allen. Ausgespart von der Schrift bleibt das Zeichen des Kreuzes.

Neulich wurde ich gefragt, ob man für den Sieg einer Mannschaft auch beten darf. Ich habe das bejaht. Wie sollte es einen Bereich geben, in dem wir uns nicht mit unseren Wünschen und Hoffnungen Gott anvertrauen können? Beim Beten gibt es keine Zensur. Ganz unmittelbar können wir alles, was uns bedrückt und erfreut, vor Gott bringen. Das bedeutet auch, es verwandelt zurückzubekommen. Wer betet, denkt niemals nur an sich, sondern auch an die anderen. Niemand kann, wenn er das Gebet ernst nimmt, gegen die anderen beten.

Natürlich ist die Kapelle außerhalb der Spielzeiten für Besucher geöffnet. Viele werden kommen; Kinder und Erwachsene werden getauft; Brautpaare werden sich hier trauen lassen. Es lohnt sich, diese besondere Kapelle zu besuchen!